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Waldschnepfe: Besonders geschützt - intensiv bejagt

Für was starben eigentlich allein in Niedersachsen im Jagdjahr 2018/19 insgesamt 5.582 Waldschnepfen?


Primär wohl aus alter Tradition: Sie bereichern vor allem die angestrebte bunte und breite Palette an jagdbaren Arten, ihre Federn zieren die Hüte der jagenden Protagonisten eines anerkannten Naturschutzverbandes und sie müssen herhalten, für eine kulinarische Delikatesse, dem sogenannten Schnepfendreck. Dieses sind die fein gehackten und kross gebratenen Eingeweide, die vorzugsweise auf Toast serviert werden.





Dabei unterliegt die nachtaktive Waldschnepfe, wie alle europäischen Vogelarten der EU-Vogelschutzrichtlinie (VSRL, Anhang II/1), ist im Anhang II der Bonner Konvention aufgeführt und somit eine Art mit ungünstiger Erhaltungssituation. National gilt sie nach BNatSchG §7 Abs. 2 Nr. 13 als besonders geschützte Art!


In den veralteten Roten Listen ist sie bundesweit auf der Vorwarnliste, in NRW gilt sie als gefährdet, in Mecklenburg-Vorpommern ist sie stark gefährdet. Trotzdem darf sie nach dem BJagdG §2 vom 16. Oktober bis zum 15. Januar eines Jahres bejagt werden.


Aktuell (Stand 2017) ist die Waldschnepfe nur in Berlin und Hessen ganzjährig geschont. Unter 22.687 in Sachsen-Anhalt im Jahr 2016 beringten Vögeln befand sich nur eine Waldschnepfe!


Niedersachsen scheint mit Abstand die größte Population zu besitzen und trägt somit, ähnlich wie beim Rotmilan, die größte Verantwortung nicht nur für die Erhaltung dieser Art, sondern auch für deren Wiederausbreitung!


Trotzdem machte der jährliche Abschuss allein in Niedersachsen in den letzten zehn Jagdjahren etwa 50 Prozent der deutschen Strecke aus und zuletzt eben 5.582 inklusive Fallwild (u.a. Fenster- und Industriescheiben, Windkraftanlagen).


Die Erfassung der Bestände bereitet bei der Waldschnepfe besondere Schwierigkeiten: Der Erfassungsgrad ist in den meisten Ländern sehr gering, zudem ist aufgrund der heimlichen und promisken Lebensweise die Zusammensetzung der Brutpopulation, insbesondere die Geschlechterverteilung, unbekannt und es kann angenommen werden, dass sich bisherige Bestandsannahmen eher auf revieranzeigende Männchen beziehen, die häufige Angabe von „Brutpaaren“ jedoch deren Lebensweise nicht berücksichtigt.


Wir von Wildtierschutz Deutschland (Sektion Niedersachsen) schätzen das Schicksal der Waldschnepfe als höchst ungewiss ein. Es liegt in den Händen der jagenden Zunft in Niedersachsen, bei der wildtierökologische Erkenntnisse, gesellschaftliche Anforderungen, Aspekte des Artenschutzes weiterhin ignoriert werden.

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